CEREBRAL
EXTINCTION ist ein brandneues italienisches Outfit, das die brutale Schiene
bestiegen hat und nun mit Eigenantrieb der Strecke folgt. Schon der Beginn des
ersten Stücks hat mich frappierend an Retch und deren legendäres Kleinholz –
Album Ben-Wa Baby Heads erinnert. Und zwar aufgrund des Drumsounds, besonders
der Doppelpedalmarter. Die klingt extrem synthetisch, jedoch im Gegensatz zu
Retch ist das hier keine Maschine. Egal, das was an Abwechslung fehlt macht der
Typ hinter der Batterie mit Präzision wieder wett. Welchen Deppen hat es da
noch zu interessieren, dass das Treten und Tackern nach einem alten Lanz –
Bulldog auf maximaler Umdrehung klingt, dass es den Anschein hat, dem raucht
gleich der Diesel ab.
2 nicht uninteressante,
wenn auch nicht eben spektakuläre Stücke lang beweisen sich die Neulinge mit mehr
als nur anständigem Gitarrenklawitter, geben ihren Senf zum Universum des
brutalen Death Metal in die übervolle Kruke. Und wirken unterm roten Strich gar
nicht mal so doof. Es mutiert quasi zur Nebensache, dass sie dem Genre keine
neuen Aspekte abringen können oder wollen, rein technisch gesehen stehen sie
schon jetzt auf nicht ganz ungeschickten Füßen. Sie bediebnen das Klientel und
legen die eigene Messlatte gar nicht so niedrig an. Es wird auf Tempowechsel
geachtet, auf eine Leadgitarre, die mehr rauszuholen in der Lage ist, als
billige Slam Riffs oder wüstes Saitenzerren. Es ist fast ein wenig schade, dass
sie von den Drums etwas ins Abseits geschoben wird. Denn der Focus richtet sich
immer wieder unabsichtlich auf die sonore Schlagzeugarbeit. Dabei kann der
Gitarrist gerade bei den dezent psychedelisch anmutenden langsameren Parts
richtig punkten. Vorrangig wird aber die brutale Keule geschwungen, dann ist
das Hauptriff eben doch mehr funktional als technisch anspruchsvoll in Szene
gesetzt. Erfreulicherweise immer nur so lange wie es dauert, den Hamster zu ficken.
Denn in Grenzen variabel scheint das Bestreben des Saitensklaven zu sein, und
das lässt er sich auch nicht nehmen. Also doch technisch, oder zumindest zu
Kompromissen bereit. In den 2 Nummern steckt mehr als es der erste Eindruck
vermitteln kann, mehr als nur Growls von unter der Teppichkante und Geschmetter
aus der Retorte. Dass sie unbedingt ihre amerikanischen Freuden ausleben wollen
und die Pimmel weit über den Atlantik strecken, dass sie den Amis, denen so manches
mal die Ideen abhanden kommen, den Hammer hinhalten ist einer so jungen Band
nicht hoch genug anzurechnen. Vor allem weil sie nicht einfach drauf los
poltern. Disgorge stehen hier ganz klar zur Debatte, auch Brodequin. Die aber
nur aufgrund des unfassbaren Wirbels des Drummers. Denn das war das einzig
Anspruchsvolle an dem gesegneten Trio, der Rest war pure Unterhaltung der
weniger gehobenen Art. Nicht dass es schlecht gewesen wäre, ganz sicher nicht. Aber
dass eine unerfahrene Band am Beginn ihrer Sauftour schon längst über solchen Dingen
steht, der eigenen Musik mehr abverlangt als blutigen Geräuschpurismus, hat einen
freundschaftlichen Klaps auf den jungfräulichen Arsch verdient. Der Band fehlt
noch ein Bassist, den haben sie sich für ihre Aufnahmen von Cadaveric
Crematorium ausgeborgt und der sorgt für den bitter nötigen Druck, ohne den CEREBRAL
EXTINCTION nicht auf diesem Niveau funktionieren würden. Aber Schluss jetzt mit
dem vielen Lob verspritzen, denn der Arbeit gibt es noch genug.
Zu den
eigenen Faves zählen Suffocation, Necrophagist, Deeds Of Flesh. Bis dahin ist
der Weg aber noch ein kurviger. Spielt keine Rolle, hoch gesteckte Ziele können
ein nicht zu verachtender Motor sein, Deeds Of Flesh sind jetzt schon in Sichtweite.
Mit prosperierender Blauäugigkeit und sicher noch wenigen Dellen in der jungen Karriere
kann da viel drin sein. Dann wird auch das Songwriting schnell dichter, kompakter,
dann lernt der Sänger, mehr von seinen Emotionen in sein Gekotze zu stecken und
dann bekommen die Drums irgendwann noch den passenden technischen Schliff. Vorerst
hat der Spaß nach so was um die 9 Minuten ein Ende und es bleibt abzuwarten,
wann die 3 in der Lage sind, nachzulegen. Für Unverbesserliche, die sich dieses
brutale Zeugs oral, rektal und intravenös reinziehen, zwischen deren erweichten
Hirnwindungen immer noch ein Plätzchen für neue Ballerbrüder frei ist, sollte
dieser Auftakt sehr verzehrfreudig sein. Der Scheiß schmettert den Rost vom
Oldtimer! Hier geht’s lang zur aus medizinisch Sicht nicht ratsamen Hörprobe: http://cerebralextinction.bandcamp.com/
8/10